Rückblick: Workshop „Stark gegen Rassismus – stark für Menschenwürde“ 23. März 201926. März 2019 Zum Auftakt des Europawahlkampfes hatten die Gilchinger Grünen am 22.3.2019 zum Workshop „Stark gegen Rassismus – stark für Menschenwürde“ eingeladen. Ziel ist es, demokratische, menschenfreundliche Stimmen im Alltag hörbarer werden zu lassen und rassistischen, demokratiefeindlichen Aussagen mehr und mehr entgegen zu setzen. Referent Kerem Billor, der sich seit vielen Jahren bei „Aufstehen gegen Rassismus“ (https://www.aufstehen-gegen-rassismus.de/) engagiert, hat gemeinsam mit den rund 30 Teilnehmenden über Definitionsmöglichkeiten für das Wort Rassismus, über strukturellen Rassismus, der in der Gesellschaft verankert ist und kaum mehr wahr genommen wird, sowie über denkbare Ursachen für die „Angst vor dem Andersartigen“ nachgedacht. Praktisch wurde es dann bei Rhetorikübungen: Mit dem BEIL-Schema ist es oft wirkungsvoll möglich, die eigenen Argumente klar zu machen. B – Behauptung E – Erklärung I – Illustration, Beispiel L – Leitmotiv auf grundsätzlicher Ebene B – Man sagt nicht mehr „Neger“. E – Mit dem Wort „Neger“ wird historisch viel verbunden, das nicht wertschätzend ist. I – Historisch wird „Neger“ mit „Arbeitstier“ oder „Sklave“ gleich gesetzt L – Wir prägen die Gesellschaft durch unsere Wortwahl. Mit unserer Sprache wollen wir unser Gegenüber wertschätzen. Auch Gegenstrategien gegen Argumente des Diskussionspartners wurden erarbeitet. Dabei gibt es verschiedene Varianten, die einprägsam mit Tiernamen verknüpft sind. Nilpferd: Man hat ein einziges, sehr gutes, im Idealfall durch Zahlen und Fakten untermauertes Argument, bringt es immer wieder ein und zwíngt so den Gegner dazu, sich damit auseinanderzusetzen. Adler: Man beobachtet den Verlauf der Diskussion zunächst schweigend, bis sich ein Punkt in den Darstellungen des Gegners zeigt, der nicht vollkommen logisch mit dem Zusammenhang verknüpft ist. Da hakt man dann ein und entkräftet damit die gesamte Argumentationskette des anderen. Maulwurf: Jedes Argument basiert auf einer bestimmten Grundüberzeugung. Man greift bei seiner Entgegnung die unter den Argumenten des Gegners liegende Basis an und nimmt so dem Argument selbst die Kraft. Beleuchtet wurden im Kurs auch verschiedene Arten von Parolen und Reaktionsmöglichkeiten: Flickenteppich: Verschiedenstes wird zusammengeworfen, ohne dass ein innerer Zusammenhang besteht. Gegenstrategie: Nur auf einen Aspekt reagieren Verallgemeinerung/Verschwörungstheorie: Von einem Einzelereignis oder einer einzelnen Person aus werden Rückschlüsse auf den Gesamtzusammenhang gezogen. Gegenstrategie: z.B. ironisch reagieren, Rückfragen stellen Ablenkung: Das eigentliche Thema wird nicht behandelt, sondern z.B. über die „Lügenpresse, die alles verdreht“ geschimpft Gegenstrategie: z.B. den Gegner darauf hinweisen, dass er sich mit dieser Strategie niemals wirklich mit Gegenargumenten beschäftigen muss oder an Beispielen aufzeigen, dass wir Pressefreiheit haben (z.B. „Die Anstalt“) Warnen vor „Frühsexualisierung“: Schulbuchinhalte zur Sexualkunde und Darstellungen verschieder Arten von Sexualität werden als schädlich für Kinder und Jugendliche dargestellt. Gegenstrategie: Nachfragen, welche Ängste des Gegenübers hinter dieser Haltung stecken, klar machen, dass wir in einer bunten Gesellschaft leben möchten, die Parolen als Körperfeindlichkeit entlarven, betonen, dass Aufklärung z.B. vor Teenagerschwangerschaften schützt Position beziehen gegen Massenunterkünfte: „Wir sind ja auch gegen Massenunterkünfte“ Gegenstrategie: Darstellen, dass man – im Gegensatz zum Parolensprecher – kein Problem damit hat, zu helfen, sondern lediglich die Art der Unterbringung kritisiert Beklagen, dass den Asylbewerbern alles nachgeworfen wird und die finanziell schwachen Deutschen leer ausgehen Gegenstrategie: Genau nachfragen, wie viel Geflüchtete bekommen (das wenige soll zunehmend in Sachleistungen umgewandelt werden), Klarstellen, dass kein Rentner oder Arbeitsloser einen Cent weniger hat, seitdem Geflüchtete zu uns kommen Natürlich gilt auch in Diskussionen mit Menschen, die rassistisch oder demokratiefeindlich sprechen, immer das Motto „Selbstschutz geht vor“. Niemand ist gezwungen jederzeit und an jedem Ort auf alles zu reagieren. Besonders geeignet, um sich wirkungsvoll gegen z.B. fremdenfeindliche Äußerungen einzusetzen, sind Umgebungen, in denen man sich Unterstützung duch andere holen kann (z.B. S-Bahn, Eisdiele). Eigene „Schrecksekunden“ kann man oft mit einer Gegenfrage überbrücken. Manchmal ist es auch ausreichend, sich einfach „nur“ mit einem „Nein, das sehe ich anders.“ zu positionieren und dann die Situation zu verlassen.
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